• Angeregt durch diesen Beitrag möchte ich mal in die Runde fragen, wer sich denn selbst eher als Bestandshörer sieht.

    Also, als jemand, an dem die meisten Neuerscheinungen eher vorbeigehen und warum dies so ist.

    Ich selbst war selten am Puls der Zeit und habe die meisten Hörspiele immer erst mit Verzögerung entdeckt. Mittlerweile sprechen mich Neuerscheinungen kaum noch an. Seit dem Ende von Jack Slaughter und Point Whitmark ist es bei mir weitesgehend aus. Hier und da noch ein paar Klassiker aus Aschaffenburg, aber dann wird es auch schon langsam finster. Irgendwie spricht mich nichts mehr an. Hatte ja auf Ed Gate gehofft und wurde leider enttäuscht.

    Dementsprechend höre ich fast nur noch meinen Bestand. Und dort auch meist nur sehr einfache Hörspiele, bei denen man nicht groß nachdenken muss. Folgenlange Handlungsbögen und mehrere Erzählstränge brauche ich aktuell nicht. Dann lieber ein Kinderhörspiel aus den 60ern und 70ern. Teilweise entdecke ich da hin und wieder noch eine Perle, die ich noch nicht kannte.

    Irgendwie traurig, da ich immer denke, mir entgeht etwas, aber spätestens bei der Hörprobe, mache ich dann nach kurzer Zeit wieder aus. Zu gewollt, zu bombastisch oder einfach nicht mein Stil.

  • Neuen Serien geb ich auch nur 1 bis 2 Folgen, wenn sie mich dann nicht haben, steig ich aus.
    Auch Sachen für Kinder höre ich kaum noch, weil ich einfach nicht die Zielgruppe bin.
    Ich höre sehr gern neue Einzelhörspiele und Radiosachen.
    Alles in allem gibt es aber nur noch 4 bis 5 Serien die ich sammle.
    Und ein paar Klassiker hab ich immer auf dem Smartphone und höre sie immer und immer wieder.

  • Ich muss auch nicht jede neue Serie hören, auch auf die Gefahr hin, dass ich vielleicht was ganz Tolles verpasse.

    Ich habe aktuell ein paar wenige Serien, die ich sammele und kaufe. Einige bei denen ich unregelmäßig mal eine neue Folge höre/streame. Sollte ich im Stream dann mal eine geniale Folge erwischen kaufe ich mir diese auch gerne noch nach. Und trotzdem hat man immer einen Teil ungehörte CDs liegen.

    aber richtig genießen und abschalten kann ich nur bei meinen ollen Kamellen


    Ja das stimmt. Eine alte Folge, bei der man schon mitsprechen kann ist zum Entspannen einfach was ganz anderes ;)

    Gerade weil man ja auch einen gewissen Bestand an Hörspielen hat möchte ich auch gar nicht jedes neue Hörspiel hören. Ich fände es einfach zu schade wenn meine Hörspiele nach einmaligem Hören im Regal verstauben würden.

    So kann ich wohl sagen dass ich versuche meine Bestand überschaubar zu halten.

  • Angeregt durch diesen Beitrag möchte ich mal in die Runde fragen, wer sich denn selbst eher als Bestandshörer sieht.

    Guter Begriff, dieses "Bestandshörer". Sehr treffend.

    Eine Weile war ich persönlich sehr neugierig auf neue Sachen. Einige davon, wie ich schon in dem anderen Beitrag erwähnte, waren grandios und konnten mich begeistern. Andere wiederum, die auch ihre Existenz- und Daseinsberechtigung haben, konnten mich persönlich aber nicht erreichen - im Sinne von "mitreißen" oder "begeistern". (Meine eigenen Sachen bilden da keine Ausnahme. Auch darunter gibt es welche, die noch heute eine Saite in mir zum Schwingen bringen. Andere weniger.) -- Und viele neue Serien und Produktionen, die heute so kursieren ... die regen noch nicht einmal mein Interesse an, sie auch nur anzuhören.

    Ab und zu kommt es zwar vor, dass ich mir ein neues Hörspiel anhöre, was mir gefällt. Darunter insbesondere die erste "Giallo"-Folge, (oder war das sogar Folge 0?), und die MindNapping-Story "Dibbuk" von Derek Meister. (Großes Kompliment an den Autor!) -- Es würde hier zu weit führen, es näher zu erklären, aber ich sage immer: "Hört euch 'X-Tension' an, das ist der Beginn des Dramas von Golgatha (hebr.: Schädel) oder Calvaria (lat.: Schädel). 'Dibbuk' ist gewissermaßen Teil 2 und legt dar, wie das Drama weitergeht." In Kurzform kann man sagen: X-Tension schildert die Zeugung / Befruchtung. Dibbuk schildert die "Geburt von oben" / die Auferstehung. Beides natürlich in stark dramatisierter Form, in der Bildersprache aber zutreffend.

    Auch die "Cthulhu"-Umsetzung von Titania war sehr atmosphärisch. (Und angesichts der Tatsache, dass Lovecraft nach Möglichkeit auf wörtliche Rede in seinen verschachtelten Erzählungen verzichtete, war es sicher nicht einfach, das ganze in Dialogform zu bringen. - Auf der anderen Seite: Es bietet einem natürlich auch viele Freiheiten in der Gestaltung.)

    In jedem Fall: Ein bisschen schade ist es schon, finde ich, dass ich nicht mehr ganz so viel Zeit mit dem Anhören von Geschichten verbringen kann. Andererseits: Wir müssen in Bewegung bleiben, uns stetig weiter ent-wickeln und ent-falten; neue, bessere, Ausdrucksmöglichkeiten im Leben finden, auf einem höheren Level als bisher. Einfach nur immer wieder dasselbe zu tun, so wie man es in der Vergangenheit tat, würde Stillstand (oder schlimmstenfalls sogar Rückschritt) bedeuten. Ich sage daher: Das, was sich als gut und richtig bewährt hat, soll man natürlich beibehalten. Das, was sich als unnütz entpuppte und nicht das ersehnte Ergebnis zeitigte, kann man getrost weglassen und ändern.

  • Ich ertappe mich auch immer mehr Richtung Regal statt Warenkorb zu greifen. Das liegt aber nicht an Nostalgie - okay manchmal schon - sondern wirklich daran, das ältere Hörspiele einfach etwas temporeicher inszeniert wurden. Die Möglichkeit längere Geschichten zu erzählen wurde zwar genutzt, aber niemand hat auf gute Spannungsbögen geachtet. Das ist sehr schade, denn so werden neue Produktionen immer schneller unattraktiver. Es fehlt einfach - bei vielen - ein stärkeres Qualitätsbewusstsein. Jeder zweite Macher hält sich für den nächsten Spielberg und lässt Kritik nicht zu, oder fühlt sich sogar persönlich angegriffen...

    Kurzum: Joah, ich werde auch immer mehr zum Bestandshörer!

  • Ja, was mir an modernen Hörspielen auffällt, ist der fehlende Wiederhörwert. Für mich eigentlich DAS Kriterium, ob ein Hörspiel gelungen ist.

    Und hier wird es interessant. Selbst bei alten Hörspielen, die ich NICHT aus meiner Kindheit kenne, ist der oft sehr viel höher, als bei modernen Hörspielen.

    Ich find es wie gesagt schade. Ich würde gerne neue Hörspiele hören. Aber irgendwie ist momentan leider Flaute. Dieser Trend zu immer längeren und bombastischeren Hörspielen ist nicht der meine. Andererseits wurde der von den Fans ja auch befeuert. Seit JS2K ist das Effektgewitter seitens der Käufer honoriert worden.

  • Ja, was mir an modernen Hörspielen auffällt, ist der fehlende Wiederhörwert. Für mich eigentlich DAS Kriterium, ob ein Hörspiel gelungen ist.

    Danit ich verstehe, welche Du meinst ... nennst Du bitte mal ein paar, an denen Dir das aufgefallen ist?

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Das augenfälligste Beispiel sind die ???. Als ich die Neuerscheinungen noch verfolgt habe, lief es nach dem Muster "Einmal gehört und danach in die Schublade!" ab. Kein Vergleich zu den Klassikern, die es immer wieder in den Rekorder schaffen.

    Ein besseres Beispiel ist z.B. Mark Brandis. Die Serie ist objektiv gesehen hervorragend. Da gibt es NICHTS zu bemängeln. Aber am Ende des Tages dreht sich dann doch wieder Jan Tenner im Rekorder. Und die meisten Jan Tenner-Folgen habe ich als Erwachsener kennengelernt. Der Nostalgie-Faktor ist also begrenzt.

    Und da stellt sich mir die Frage, was ich eigentlich will. Hörspiele, die vielleicht objektiv überlegen sind, oder dann doch lieber Hörspiele, auf die ich immer wieder Lust habe.

    Die alten Dinger sind vielleicht einfacher und trashiger, aber eben auch rasanter und besser erzählt. Mark Brandis mag unter germanistischen Gesichtspunkten eine völlig andere Liga sein als der extrem simple Jan Tenner, aber macht ihn das für mich wirklich besser?

  • Selbst bei alten Hörspielen, die ich NICHT aus meiner Kindheit kenne, ist der [Wiederhörwert] oft sehr viel höher, als bei modernen Hörspielen.

    Das finde ich allerdings völlig logisch. Man ist ja auf eine bestimmte Machart eingestellt ('konditioniert' wollte ich nicht sagen) und nicht unbedingt auf ein bestimmtes Hörspiel. Wenn man also mit schnell erzählten und leicht konsumierbaren Hörspielen aufgewachsen ist, ist die Wahrscheinlichkeit vermutlich hoch, dass man so was auch in erwachsenen Jahren mag. Da ich als Nicht-Kassettenkind erst als Erwachsener über Radiohörspiele dazu gefunden habe, sind es bei mir auch exakt solche Produktionen, die ich mehrmals höre (und wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass bei mir das komplette pidax-Programm im Regal steht).

    Ich habe einige wenige Bestandshörspiele, die ich mehr oder weniger regelmäßig immer mal wieder auflege. Vorneweg 'Der Name der Rose', 'Die Säulen der Erde' und 'Der Herr der Ringe'. Aus dem kommerziellen Bereich reihen sich der 'Traumwandler' und die Hörbuchserie 'Darkside Park' bei den 'Wiedergehörten' ein - und das war es dann auch so ziemlich. Solche großen Produktionen höre ich natürlich nicht täglich, sondern dazwischen liegen meist ein paar Jahre. Klar höre ich hin und wieder auch mal ein anderes 'Bestandshörspiel', aber das ist die Ausnahme. Zugespitzt gesagt bin ich auch viel zu neugierig auf die vielen guten neuen Produktionen, als dass ich meine Zeit mit dem Hören der 'ollen Kamellen' verbringen möchte.

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Mit Kontintionierung hat das ehrlich gesagt nichts zu tun. Wenn ein Hörspiel sich zu langsam aufbaut und total nebensächliches dabei ist, dann ist das so. Langgedehntes unterhält halt nicht so gut, egal ob Film oder Hörspiel.
    Mark Brandis höre ich - von den neuen Sachen - aber in der Tat öfter, aber bei weitem nicht so oft wie die alten Rhodan.
    Eine knackige Erzählweise, damit es unterhaltsam bleibt, ist halt etwas, was dringend wieder M ode werden sollte :saint:

  • Deine Argumentation kann ich nachvollziehen, möche aber dennoch 'Einspruch erheben'.

    Wenn ein Hörspiel sich zu langsam aufbaut und total nebensächliches dabei ist, dann ist das so.

    Tja, aber was ist nebensächlich und was nicht? Ich glaube nicht, dass es da objektive Kriterien gibt. Ich erinnere mal an die Diskussion zu 'Perry Rhodan: Plejaden': Die einen fanden es geil und super umgesetzt, für die anderen war es seelenloses Action-Geballere. Was ist denn nun richtig?

    Langgedehntes unterhält halt nicht so gut, egal ob Film oder Hörspiel.

    Kommt immer drauf an. Mich unterhalten hektische, schnell geschnitte Produktionen in aller Regel nicht so gut wie solche, die sich Zeit nehmen und auch (scheinbar) Nebensächliches anführen.

    Und selbstverständlich hat das alles damit zu tun, mit welcher Art von Produktionen man in die Hörspielwelt hineingezogen wurde. Konditionierung muss man es ja nicht nennen... ^^

    Nicht jeder Verkannte ist ein Genie. (Walter Moers)

  • Konditionierg - interessanter Gedanke. Ist sicherlich nicht ganz verkehrt. Dürfte allerdings kein absolutes Argument sein. Habe eine Zeitlang O23 gehört. Und gerade die "Laber"-Passagen fand ich daran recht interessant.

    Aber grundsätzlich ist es sicherlich nicht ganz falsch. Wobei es der Stoff auch einfach hergeben muss. Francis hat die ??? radikal runtergeschnitten. Und sie haben in 45 Minuten wunderbar funktioniert. Minninger walzt sie ohne Mehrwert aus. Klar, man erfährt vielleicht so mehr Details, aber ich sehe darin keinen großen Sinn für mich.

  • Und sie haben in 45 Minuten wunderbar funktioniert

    Ich habe das gerade in letzter Zeit auch oft, dass ich denke: Jetzt noch ein Hörspiel hören.
    Und dann sitze ich vor den CDs und schaue... das ist über 70 Minuten, das auch, hmmm, auf so ein langes habe ich jetzt keine Lust. Und dann wird es doch ein altes das unter einer Stunde ist.

  • Man fragt sich ohnehin, wie es zu dieser "size matters"-Mode gekommen ist.

    Klar, sich auf das Wichtigste beschränken, ohne das Wichtige zu vernachlässigen, ist nicht immer einfach. Das haben wir alle in der 7. Klasse beim Schreiben von Zusammenfassungen gelernt.

    Ich habe so den Eindruck, dass sich das Gefühl durchgesetzt zu haben scheint, dass die 74 Minuten auszunutzen sind, da der Kunde möglichst viele Spielminuten für sein Geld will.

  • Man fragt sich ohnehin, wie es zu dieser "size matters"-Mode gekommen ist.

    Klar, sich auf das Wichtigste beschränken, ohne das Wichtige zu vernachlässigen, ist nicht immer einfach. Das haben wir alle in der 7. Klasse beim Schreiben von…

    Wir leben doch im Zeitalter von Streaming und Downloads, da muss man sich nun wirklich nicht mehr auf die Lauflänge von Medien beschränken, oder?

  • Ein sehr interessanter Thread. Und hier wurden einige Dinge genannt die ich genauso sehe wie einige andere hier und lassen mich daher auch immer wieder auf bestimmte Bestandsware zurück greifen lässt.

    Das für mich größte Manko in den "heutigen" Hörspielen ist ebenfalls oft unnötig aufgeblähte Hörspielzeit zu generieren. Warum muss gefühlt zwanghaft immer die Zeit auf über 65 min aufgebläht werden. Und hierbei kritisiere ich an erster Stelle die Drei ???. Hier wird einfach nur Tempo verschleppt, keine Spannung aufgebaut und einfach nur alles irgendwie runtergespult nach Schema F. Aber anscheinend kommt es bei dem Großteil der Hörerschaft ja an.

    Aber auch ein Grund warum ich zum Bestandshörer geworden bin ist, dass die Themen die in neuen Hörspielen aufgefahren nicht unbedingt neu sind, es werden irgendwie immer die gleichen Genre bedient. Da bleibt bei mir die Neugier einfach aus.

    Niemand kann so hart zuschlagen wie das Leben.

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