Sudame ist das Anagram von Medusa.
Medusa hat es nicht einfach, wenn sie Sex haben will, denn ihr Partner wird ja gleich zu Stein!
Ah, da ist sie wieder ... meine Medusa ... Das klingt wirklich hochinteressant. Sollte ich mir vielleicht auch mal anhören, die Story.
Wirklich verstehen kann man den Gedanken dann, wenn man der Idee folgt, dass Kunst dann am Ehesten einen Sinn hat, wenn sie den Betrachter/Wahrnehmer in einen Zustand der Transzendenz erhebt (im Detail würde das hier zu weit führen), und Joyce sowohl die Kunst, die Abscheu weckt oder propagandistische Ziele verfolgt, verurteilt, als auch die Kunst, die das Begehren am Dargestellten weckt.
Danke für deine Ausführungen! Ich verstehe den Gedanken nun zunehmend besser. In Hinsicht auf die Ablehnung manipulativer, politisch-propagandistischer Absichten etc. kann ich da voll zustimmen. Die Idee, dass Kunst den Betrachter bestenfalls aufrichten, höher stimmen soll, usw., verstehe ich auch. Nur muss man sich entscheiden, wenn es um Hörspiele geht: Will man ein Unterhaltungsprodukt herstellen, das den Leuten etwas Freude im grauen Alltag bereitet? Oder hat man den Anspruch, ein "Kunstwerk" zu erschaffen? Falls ja - ich weiß nicht, ob sich das (kommerziell / finanziell) rentiert - aus verschiedensten Gründen.
Ein Anliegen zu haben, das einen umtreibt oder antreibt, wiederum - das erscheint mir auch und gerade für den Künstler legitim. Der eine ist fasziniert von Schönheit und will sie in Wort & Bild zeigen. Ein anderer, wie z.B. Peter Benchley, ist fasziniert von weißen Haien und schreibt einen Roman, um diese Tiere den Menschen vorzustellen und seine Faszination mit ihnen zu teilen. Ein G. K. Chesterton wird angetrieben von dem Wunsch, den Menschen nicht nur unterhaltsame Kriminalgeschichten eines Pater Brown zu liefern, sondern will sie auch zum Nachdenken bringen, über Fragen des Lebens, der Religion, des Katholizismus. Harriet Beecher Stowe engagierte sich gegen die Sklaverei in den Staaten, und schrieb aus ihrem Antrieb für Menschlichkeit heraus den Roman "Onkel Toms Hütte". -- Diese jeweils persönlichen Anliegen sind, meines Erachtens, prinzipiell erst einmal legitim.
Zum zweiten Satz: nein, denn idR substituiert der Nutzer von Pornographie die Darsteller mit eigenen Phantasievorstellungen und begehrt dann diese. Und da dieses Begehren die Absicht der "Hersteller" und zugleich die Existenzberechtigung ist, würde das sehr wohl unter die Definition von Joyce fallen.
Zurück zum Hauptthema: im Grunde genommen wären erotische Hörspiele (die eben nicht Wunschphantasien abbilden oder Pornofilme ohne Bild sein wollen und dabei wie üblich scheitern) viel komplexer anzulegen als das bisher geschieht.
Das zehnte Gebot lautet: "Du sollst nicht begehren..." -- Dies ist göttliche Weisheit. Denn wer begehrt, der drückt damit innerlich bloß aus, dass er das Begehrte nicht hat. Folglich kultiviert der Mensch damit ein Bewusstsein des Mangels, indem er seine Aufmerksamkeit beständig auf das richtet, was (noch) nicht in Ordnung ist, was fehlt, usw. Dadurch wiederum vergrößert er den Mangel und das Elend in seinem Leben, denn der Mensch erntet immer nur das, was er sät:
"Denn wer da hat, dem wird (noch mehr dazu) gegeben und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen." - Matthäus 25:29
Der Mensch soll (laut Bibel) aber nicht bedürftig und im Mangel leben, sondern in Reichtum, Fülle und Wohlstand. Er soll haben; nicht etwa sich in Mangel und Entbehrung verzehren; er soll ja nicht im Schweiße seines Angesichts sich "krumm buckeln", für ein paar Krümel, die schneller wieder zwischen seinen Fingern verrinnen als er sie erlangt hat. Das heißt: Er muss das gedankliche Äquivalent des Ersehnten, Erwünschten in sich haben, aufbauen und (mit gläubiger Zuversicht und Vertrauen) aufrecht erhalten, so als sei es bereits jetzt Wirklichkeit. Hält einer innerlich die Überzeugung von Mangel aufrecht, wird folgerichtig nur noch mehr Mangel zu ihm kommen, (denn er zweifelt nicht daran und hält mit Überzeugung an seinem Mangel fest). Hält er aber das gedankliche Äquivalent von Fülle, Gesundheit und Wohlstand aufrecht, werden sehr bald Fülle, Gesundheit und Wohlstand sein Leben segnen. (Beziehungsweise: Eben das, was einer innerlich mit Überzeugung vertritt und festhält.)
(Der Ire James Joyce war Jesuitenschüler und Zeit seines Lebens von der Philosophie des Thomas von Aquin beeinflusst. Gut möglich, daher, dass Joyce' Erwägungen über die Kunst, die du erwähntest, einige ihrer Wurzeln darin haben, auch wenn er seit dem 16. Lebensjahr den institutionalisierten Katholizismus ablehnte.)
Erotische Hörspiele: Ich denke, dass ein Hörspiel - welcher Art auch immer - in erster Linie eine unterhaltsame, vielleicht sogar packende, interessante und / oder außergewöhnliche Geschichte erzählen sollte, die die Phantasie der Menschen anregt. Wer darüber hinaus noch den Anspruch hegt, dies in besonders "künstlerisch wertvoller" Weise zu tun, oder durch sein Hörspiel das Dasein der Menschen aus den Niederungen zu erheben, o.ä. -- nur zu. So ein Anliegen kann man nur unterstützen. - Die Erotik als Selbstzweck, als einziges Motiv, würde da nicht genug tragen, schätze ich. Aber in Verbindung mit noblen, edlen Gefühlen, einem höheren, großen, erstrebenswerten Ziel, (Freiheit, Liebe, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Freundschaft, etc.), da wird sie gewiss große Kraft entfalten.